Ein paar Zahlen, ein wenig Geschichte...

Das Bordelais gilt, auch aufgrund seiner Maßstab setzenden Universität für Weinbau (gegründet 1441), als das weltweit führende Weinanbaugebiet!
Egal ob Australien oder Kalifornien, die gesamte Weinwelt orientiert sich am Stil und der Qualität der Bordeauxweine.
Das Weinbaugebiet des Bordelaise ist etwa ebenso groß wie alle deutschen Rebflächen zusammen. Mit 2.000 Jahren Geschichte ist der Weinbau des Bordelaise der größte und wohl der älteste der Welt, nirgendwo sonst entstehen in einer so großen Zahl herausragende Rotweine, trockene oder edelsüße Weißweine. Die edelsten Tropfen werden regelrecht wie Aktien gehandelt.

Leider werden von den 6 Milliarden Flaschen, die in Frankreich produziert werden auch 2 Drittel in Frankreich getrunken. Gerade wegen seiner Größe ist das Bordelaise allerdings kein einheitliches Gebiet und um die Verwirrung komplett zu machen, bestehen in den verschiedenen Regionen unterschiedliche Systeme der Cru-Klassifizierungen.

Jedoch… stopp!... genug der Schwärmerei... ganz von vorn, von Anfang an:

Geschichte

Die Weinrebe gehört zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Es ist wahrscheinlich, dass bereits euro-asiatische Nomadenvölker vor 7000 Jahren Trauben zu Wein vergoren und vielleicht sogar die ersten Rebstöcke gezielt anlegten. In den Dynastien der Pharaonen hatte Weinbau und die Weinherstellung bereits einen großen Stellenwert, den alten Ägyptern waren wohl bereits sechs verschiedene Trauben bekannt. Auf dem Vormarsch der Weinrebe nach Europa, war Griechenland das erste Etappenziel. Schon ein Schüler Aristoteles konnte den Zusammenhang zwischen niedrigen Ernteerträgen und hoher Weinqualität herstellen (300 v. Chr.). Wein wurde eines der wichtigsten Handelsgüter im gesamten Mittelmeerraum und so gelangten auch die ersten Rebstöcke in die anliegenden Regionen.

Nach dem Ausbruch des Vesuv (79 n. Chr.) verbreiteten die Römer den Weinbau in Ihrem gesamten Imperium. Das älteste literarische Zeugnis des Weinbaus in Bordeaux stammt von Ausonius (310-394). Zu dieser Zeit waren schon Flächen rund um Burdigala (Bordeaux) mit Weinreben bepflanzt, nicht zuletzt, um Ihre Garnisonen in Britannien mit Wein zu versorgen. Mit dem Zusammenbruch des Römischen Imperiums stagnierte der Weinbau in ganz Europa. Mit dem Aufstieg des Abendlandes aus dem Dunkel des Mittelalters stieg auch der Bedarf nach Wein in Europa. Kaiser Karl der Große legte 800 n. Chr. eine gesetzliche Regelung fest und förderte den Weinbau im Brodelaise. Im 12. Jahrhundert ging die Region durch Heirat für die folgenden 300 Jahre in englischen Besitz über. Noch heute sind die Briten die wichtigsten Abnehmer für Weine aus dem Bordeaux. Der damals noch leichte, helle Wein war ab dem 12. Jahrundert als Claret in England sehr beliebt. Der Wein wurde in großen 900 Liter Fässern in den Schiffen transportiert. Diese Fassgrösse dient noch heute als Kennzahl für die Größe von Schiffen (Tonnage). Dabei bemerkte man: Wertigen Rotweinen verhelfen die feinen Aromen des Holzes zu einer fruchtigen Struktur, der Tannin-Gehalt wird gestärkt, die berühmte geschmackliche Tiefe entsteht. Heute werden die kleineren 225 Liter Fässer (Barrique) nicht mehr zum Weintransport, sondern während der Reifephase des Weins auf den Château benutzt.

Besonders die Periode des Hundertjährigen Krieges (1336-1453) verhalf Bordeaux zu großem Reichtum, da die Stadt mit allen Akteuren, die am Krieg beteiligt waren, wirtschaftliche Beziehungen unterhielt. 1350 wurde etwa ein Viertel der Produktion nach England verschifft. So begann die Erschließung weiterer geeigneter Weinlagen um die Stadt Bordeaux herum. Der Aufstieg der Region war im vollen Gange, ab 1600 kam der Warenaustausch mit den neuen Kolonien hinzu. Selbst die Sumpfgebiete vor der Stadt wurden mit holländischer Hilfe im 17. Jahrhundert trockengelegt, das Médoc entstand. Ab der Französischen Revolution 1789 begann sich Bordeaux städtebaulich, unter der Obrigkeit in Paris, zu entwickeln. Noch heute kann man den Reichtum dieser Epoche an den prachtvollen Bauten und Plätzen innerhalb der Stadt wahrnehmen. Auch der Hafen wurde damals ausgebaut und somit zum bedeutendsten seiner Art in Frankreich.

Zum Ende des 18. Jahrhundert geschah auf Château Mouton ein bedeutender Schritt, der die Weinbauregion Bordeaux bis heute prägt. Er setzte verstärkt eine wohl zufällig, durch die Kreuzung von Cabernet Franc und Sauvignon Blanc entstandene Rebsorte ein. Zu dieser Zeit erreichte das Médoc einen absoluten Höhepunkt, die neu verbreitete Rebsorte war Cabernet Sauvignon. Im 18. Jahrhundert florierten die Geschäfte der Hafenstadt an der Atlantikküste weiter, allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, als Napoleon eine Kontinentalsperre gegen Großbritannien verhängte, die die Stadt von wichtigen Handelspartnern trennte. 1852 trat der Echte Mehltau (ein Pilz) erstmals auf und wütete Jahre lang, bis 1858 das Spritzen mit Schwefel, Kupfer und Kalk, der Bouille Bordelais, als wirksame Maßnahme entdeckt wurde.

Etwa 20 Jahre später kam dann auch noch die aus Amerika eingeschleppte Reblaus. Der größte Teil der europäischen Rebstöcke wurde mit Stumpf und Stiel ausgerottet, vormals gepflegte Weinlagen verwandelten sich in Mondlandschaften. Ab 1900 stöhrten dann die Prohibition in den U.S.A. die weitere Entwicklung, dann der Erste Weltkrieg worauf die Weltwirtschaftskrise folgte. Eine endgültige Befreiung aus dieser Krise sollte erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelingen.Die Rothschilds kauften 1853 Château Mouton, sowie das benachbarte Château d'Armailhacq und der englische Zweig der Familie 1868 Château Lafite. Die Hauptkonkurrenten der Rothschilds, die Gebrüder Pereire hatten sich da schon Château Palmer im Margaux gesichert. Der englische Einfluss spielt im Anbaugebiet Bordeaux während der ganzen Geschichte beständig eine Rolle. Auch Talbot, Brown, Kirwan, Barton und Lynch gehen darauf zurück. Nach dem 2. Weltkrieg wurde auf viel Ertrag durch Mechanisierung und ertragreiche Sorten gesetzt. Der Preis verfiel und erst ab 1970 kam der Wandel, hin zur Qualität. Denn, mit einer geringeren Ernte erhöht sich in der Regel auch die Qualität, wobei jeder Jahrgang seine eigene Persönlichkeit hat. In den 1950er Jahren wurde eine Anzahl von etwa 60.000 Château genannt, heute gibt es wohl noch gut 3000.

Lage

Das Weinbaugebiet von Bordeaux liegt im Mündungsgebiet der Flüsse Garonne und Dordogne genau auf dem 45. nördlichen Breitengrad im Südwesten Frankreichs. Der Atlantik und dessen Golfstrom bestimmen in Verbindung mit der Flussmündung der Gironde das einzigartige, milde Klima für den Weinbau. Die Region ruht auf einem riesigen Kalksteinsockel aus dem Tertiär, ist aber zumeist von eiszeitlichen Ablagerungen aus Sand und Kies bedeckt. Sie wurden von den Flüssen Isle, Dordogne und Garonne herangetragen. Im Médoc können sie mehrere Meter dick werden. Diese Kiessandkuppen ermöglichen eine tiefe Verwurzelung der Reben bei hervorragendem Wasserabzug. Auf ihnen wachsen die meisten Spitzenweine des Bordeaux, die Grands Crus. Die Größe von Bordeaux schließt erhebliche Qualitätsunterschiede bei Weinen ein. Nur 8% der gesamten Rebfläche ist hochwertigstes Terroir für die edelsten Weine, für alle anderen Weine, gelten die Appellation Bordeaux AOP, IGP, Vin de France.

Klima

Charakteristisch sind in der Regel frostfreie Winter, feuchte Frühjahrsmonate und sonnige Sommer von Juli bis Oktober. Das Klima variiert jedoch von Jahr zu Jahr, so dass die Qualität der Jahrgänge sehr unterschiedlich ausfällt. Im Libournais sind die Verhältnisse komplizierter. In Saint-Émilion bietet das Kalkplateau ebenfalls hervorragende Bedingungen für die Reben. Andere Spitzengewächse wachsen dort auf Molasse, im benachbarten Pomerol teilweise auf Kiessand, aber auch auf Lehmböden. Bemerkenswerterweise gibt es auch einige Spitzenweine, die auf durchfeuchteten Böden stehen. Bordeaux Wein wird oft aus mehreren Rebsorten-Verschnitten hergestellt, die in der Regel aus zwei Rebsorten und maximal aus fünf Rebsorten bestehen. Je nach Klima des jeweiligen Erntejahres, entstehen dann Bordeaux Weine, die sich in ihrer Qualität, der Produktionsmenge und dem Preis unterscheiden. Ein weiterer Unterschied ist beim Ausbau des Weines zu erkennen. Dieser wird entweder in einem Stahltank oder in einem Holzfass (Barrique) vorgenommen.

Gebiete

Die an der Mündung liegende Hafenstadt Bordeaux ist Namensgeber der Weinregion und diese lässt sich in deutlich unterscheidbare Gebiete einteilen.
Am linken Ufer der Gironde (so heißen Garonne und Dordogne nach ihrem Zusammenfließen) liegen Médoc & Haut Médoc mit den Gemeinden Pauillac, Saint Julien, Saint Estephe, Margaux, Moulis und Listrac. Südlich von Bordeaux am linken Ufer der Garonne Graves, Pessac Leognan, Sauternes und Barsac. Zwischen Garonne und Dordogne liegt vorrangig das Entre-Deux-Mers ist hautsächlich die Heimat von Weissweinen. Am rechten Ufer der Dordogne liegt das Libournais mit den Gemeinden Saint Emilion und Pomerol. Am rechten Ufer der Gironde liegen die Gebiete Fronsac, Blayais und Bourgeais, Fronsac, Côte de Blaye, Côte de Bourg, Saint Emilion und Médoc.

Da diese Informationen etwas verwirrend wirken, haben wir im Bereich „Download“ auf unserer Homepage eine einzigartige hochauflösende Landkarte des Bordelais für Sie bereitgestellt, der das grafisch sehr schön darstellt.

Die Namen der berühmtesten Château sind legendär: Lafite Rothschild, Mouton Rothschild, Château Margaux, Latour, Pétrus, Haut Brion, Leoville las Cases, Palmer oder Pichon Baron um nur einige zu nennen.

Klassifizierung

Gilt nur für Médoc und Haut-Médoc:
Ab dem 15. Jahrhundert galt der Name Cru Bourgeois als der Begriff für höherwertige Gewächse. Den Ruhm der Weinregion Bordeaux festigte ungemein die Bordeaux-Klassifikation von 1855. Man stelle sich vor, es war das Jahr der Weltaustellung in Paris, der Eifelturm wurde gebaut...
Als Maßstab für die Klassifizierung galt nicht die aktuelle Weinqualität, sondern die durchschnittlichen Verkaufspreise, die die Güter für ihre Weine erzielten.
In der Klassifizierung von 1855 wurden 61 Château des Bordelaise auserkoren, sich Grand Cru Classé (erstes Gewächs) nennen zu dürfen. Weiter wird in Premièr, Deuxième, Troisième, Quatrième und Cinquième Grand Cru eingeteilt. Es gibt insgesamt fünf Premier Cru Classé, vier davon kommen aus der Gemeinde Pauillac. Nur ein einziges Mal wurde bisher eine Änderung vorgenommen: 1973 erhob man Mouton-Rothschild vom Deuxième Cru in den Rang eines Premier Cru.
Während bei Grand Cru Classé die Lage klassifiziert wurde, kommt es bei den Cru Bourgeois (Bürgerliche Gewächse) auf das Château an.
Die besten Güter des Bordelais wurden 1932 unter dem Begriff Crus Bourgeois zusammengefasst. So gab es 1932 insgesamt 442 Cru Bourgeois. 1962 gab es eine Neuregelung und 1966 gab es noch 101 Cru Bourgeois. 1978 kam die nächste Neuregelung, die dazu führte, dass der Begriff zunehmend inflationär benutzt wurde. 2002 gab es gut 600 Cru Bourgeois. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten wurde 2003 das Reglement überarbeitet. Nun gab es 247 Cru Bourgeois und nach etlichen Prozessen der zurückgewiesenen Güter, wurde die Regelung von 2003 annulliert. So dürfen heute auch nicht klassifizierte Güter den Namen Cru Bourgeois nutzen. Daher ist auch deshalb das Prädikat "Cru Bourgeois" leider kein verlässliches Qualitätskriterium mehr.

Gilt nur für Saint-Émilion, Pomerol, Fronsac:
Als Besonderheit gibt es in Saint-Émilion zwei kommunale Appellationen: Saint-Émilion und Saint-Émilion Grand Cru. In der letztgenannten Appellation wird nochmals zwischen Premier Grand Cru Classé und Grand Cru Classé unterschieden. In der Appellation Saint-Émilion Grand Cru müssen sich die Weine vor der Flaschenabfüllung einer zweiten anspruchsvolleren Qualitätsprüfung unterziehen. Die Tendenz geht aber ganz klar in Richtung der Produktion von Grand Crus.

Die Klassifikation von Saint-Émilion wird ca. alle zehn Jahre jeweils überarbeitet. Die Güter müssen sich für die Klassifizierung immer neu bewerben. Beurteilt wird die Qualität der letzten zehn Jahrgänge. Dazu kommen Kriterien wie die Reputation des Weines bei Kritikern, Handel sowie der erzielte Marktpreis. Die Klassifikation ist im Gegensatz zum Médoc auch an die Lagen selbst gebunden, denn auch die Qualität des Terroirs wird beurteilt.

All die Klassifizierungen machen es mächtig kompliziert, führt aber letztlich zu den hohen Qualitätsstandards im Bordeaux!

Geschmack

Typisch für das Bordeaux sind trockene, langlebige Rotweine, die im Médoc fruchtiger und in Saint-Émilion und Pomerol sanfter und körperreicher ausfallen. Praktisch jedes Weingut heißt Château, auch wenn sich dahinter ein einfaches Häuschen verbirgt. Dennoch erlebt man im Bordeaux stellenweise regelrecht Schloss an Schloss. Ein großer Teil der weniger berühmten Châteaux arbeitet heute für Genossenschaftskellereien, Händler (Négociants) picken sich immer häufiger vielversprechende Betriebe aus der Masse heraus und verhelfen ihnen zu einer eigenen Marke. Der aufgeschlossene Bordeaux-Liebhaber findet unter ihnen einige der Abfüllungen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis der französischen Weinlandschaft.

Den Wein atmen lassen

Um das volle Aroma eines Bordeaux Weins schmecken zu können, empfiehlt es sich den Wein zunächst in einer Karaffe atmen zu lassen – dekantieren. Der Wein sollte etwa eine Stunde lang in der Karaffe an einem kühlen Ort stehen gelassen werden. So kann sich das Aroma entfalten und man merkt: Jeder Jahrgang besitzt eine andere, ganz einzigartige Geschmacksnote.

Wir raten aber von ganz jungen Jahrgängen ab da ein Bordeaux sein volles Aroma erst nach einigen Jahren entfalten kann. Nun, die ganz jungen Jahrgänge sind meist günstiger und es lohnt sich, einen qualitativ wertigen Wein ein paar Jahre im eignen Keller zu lagern. Als Faustregel gilt: Sieben Jahre sind ein gutes Alter um Ihn zu öffnen, zu dekantieren und zu genießen.